Die letzten Tage hatten wir Winter!! Wie jeden Tag seit vier Monaten bin ich leichtsinnig in meine kurzen Hose, T-Shirt und Flip Flop gesprungen, um den 7:15 Uhr Bus nach Kampong Cham zu bekommen. Die Temperatur zu schätzen fällt mir immer etwas schwer, aber vielleicht 16 Grad und Fahrtwind… Uff… (-: Die erste Mission nach unserer Ankunft in Kampong Cham war, lange Hose + Pullover. Und damit packe ich den Kram zum ersten Mal, seit dem wir unsere Reise angetreten sind, aus.
In Kampong Cham haben wir für zwei Tage ein Homestay gebucht. Die Gastgeber, ein Amerikaner und eine Kambodschanerin mit zwei Kindern, leben in einem kleinen ursprünglichen Dorf in dem noch fast alle Bewohner von der Landarbeit leben. Die Familie hat sich zum Motto gesetzt, Gästen das wahre Kambodscha zu zeigen und gleichzeitig Kambodschanern die Lebensweise außerhalb ihres Dorfes nahe zu bringen. Das klingt für uns nach einem ziemlich interessanten Plan und offensichtlich waren die Dorfbewohner auch wirklich interessiert an uns. Bei Wanderungen durch das Dorf und Umgebung blieben wir immer mal stehen und unterhielten uns mit dem einen oder anderen Bewohner. Viele der Fragen drehten sich darum wie die Hochzeiten in Deutschland aussehen und wieviel wir für eine Frau bezahlen, ob wir uns auch scheiden dürfen, wie viele Kinder wir bekommen usw. Aber es ging auch um Gehälter von Lehrern bzw. Webern und ob der Lehrerberuf bei uns angesehen ist? Denn in Kambodscha kann man sich mit einem Gehalt von 120 Dollar und einen Arbeitstag von 7 – 17 Uhr als Lehrer gerade leisten zu überleben bzw. muss zusätzlich auf dem Schulhof noch Süßigkeiten verkaufen…
Ja und dann kommen wir zu dem Gesprächsthema, auf dass es meist herausgelaufen ist: Politik. Man kann nur sagen, dass die Zustände unvorstellbar sind. Das Land wird an ausländische Investoren ausverkauft, Schneider/innen in Phnom Penh können mit 12 Stunden Schichten kaum überleben und auf dem Land muss man selbst mit 70 Jahren noch das Feld bewirtschaften. Ein Ende ist dabei nicht in Sicht.
Mit der 70 jährigen Mutter unserer Gastgeberin konnten wir beim Abendessen noch etwas sprechen. Dabei hat uns vor allem interessiert, was genau der Unterschied zwischen der Zeit unter den Roten Khmer und heute ist.
Laut ihrer Aussage arbeitete man zur damaligen Zeit „sehr hart“ und bekam nur wässrigen Reisbrei in der Gemeinschaftsküche zugeteilt. Es hat gerade zum Überleben gereicht, zumindest in ihrem Dorf. Viele Menschen sind in der Zeit durch Unterernährung umgekommen.
Was bekommt man denn heute als Farmer?
Nach der Reisernte, nachdem Dünger, Saat und Maschinen bezahlt sind, nehmen sich die Bauern so viel Reis, damit der eigene Bedarf für ein ganzes Jahr abgedeckt ist. Der Erlös aus der restlichen Ernte ergibt am Ende das Gleiche, wie vorher investiert wurde (Nullsummenspiel).
OK und was genau ist dann der Unterschied zu damals? Ist es nicht harte Arbeit 12 Stunden am Tag zu arbeiten und das mit 70 Jahren?
Ja…. Am Ende reicht es grad zum Überleben…
Und das ist mit Sicherheit die Realität von 80% der Kambodschaner, denn so viele arbeiten ca. in der Landwirtschaft.
Es gibt auch hier wieder unzählige weitere Geschichten aus unseren Unterhaltungen, die aber den Rahmen sprengen würden. Ein interessanten Link habe ich bei der Recherche zu dem Thema gefunden Klick
Neben unseren zahlreichen Gesprächen wurden wir von der Gastfamilie mit köstlichen landestypischen Essen bekocht. Wir haben zum ersten Mal Lotus Blume probiert bzw. die Lotus Blumen Samen. Das ist in Kambodscha ein gängiger Snack, aber so wirklich lecker ist es für uns nicht.
Dafür haben wir einen neuen Favorit unter den Früchten: Jack Fruit. Schmeck wie Hubba Bubba… Hmmmm :-)
Für die 2 Tage, wohnten wir in einem sehr einfachen aber schönen Bungalow der in dem vorderen Teil des üppig bepflanzten Gartens liegt. Unser „Bad“ ist eine weitere Strohhütte mit kleinem Abfluss und Toilette. Druckknopf-Spülung gab es keine, aber eins/zwei Kellen Wasser aus der Tonne, erfüllen ihren Zweck. So ähnlich, nur mit ein paar Kellen mehr, funktioniert dann auch die Dusche, wenn es kein fließend Wasser gibt. Man sollte nur aufpassen, dass man das vor dem Sonnenuntergang erledigt hat. Sonst sieht man nämlich nix mehr – ohne Strom.
Definitiv ein empfehlenswerter Trip (LINK) wobei man wissen muss, dass Dan der Amerikaner, manchmal etwas knöchrig im Umgang mit seiner Familie ist. Alles in allem aber ein super interessantes und besonders leckeres Erlebnis!